Gab es früher eine Mühle in Dorndiel?
Am 21.05.2024 erhielt ich per Mail eine Anfrage von Herrn Jakob aus Wenigumstadt. Die Anfrage in der Mail überraschte mich:
„Heute hat mir ein älterer Heimatforscher, dessen Mutter wiederum aus Dorndiel stammt, gesagt, dass es in Dorndiel nie eine Mühle gegeben habe. Allerdings soll es ein Flurgebiet Linsenberg, oder -buckel unterhalb des ehemaligen Radheimer Turmes geben. Ich verfolge Hinweise, wonach "Linse" und Mühlen in einem Zusammenhang stehen könnten. Das könnte für Wenigumstadt (Biebesheimer Mühle am Linsenbuckel?) und auch Schaafheim-Schlierbach (?) gelten.“
Gleichzeitig wurde ich von einem Dorndieler Bürger (A. Gärtner) angeschrieben, dessen Onkel, Prof. Dr. phil. Kurt Gärtner, in Dorndiel aufgewachsen ist und ebenfalls intensiv geforscht hat. Unter anderem veröffentlichte er einen Artikel, in dem er nachwies, dass unser Dorf bereits 1303 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Es lag also nahe, Herrn Prof. Gärtner zu fragen. Seine Antwort überraschte mich:
„Der Flurname „Linsenäcker“ bezeichnet einen Teil des Gebiets rechts auf der Hangseite an der Straße nach Groß Umstadt. Der Teil ist erst spät im 19. Jh. gerodet worden. Ich schicke Ihnen auch ein Digitalisat einer Flurnamenkarte, die ich vor langer Zeit gebastelt habe.
Es gibt einen Straßennamen „Mühlweg“, die Dorndieler können Ihnen sagen, wie der verläuft. In einem alten Zinsbuch gibt es, soweit ich mich erinnern kann, einen „Mühl-Boll“. Ich weiß nicht, ob der Name unter den Bolls bei Frau Olschewski erwähnt ist. Über die Flurnamen ist Dr. Richard Neff (Bad Hersfeld) am besten Informiert; er ist ein Enkel des verstorbenen Altbürgermeisters Johann Peter Neff, der 1945 ins Amt kam und den ehemals großen Hof in der Hohl (Radheimer Weg heute??) hatte.“
Hier die Handzeichnung der Flurnahmen:
Meine Nachbarin L. Büttner erzählte mir auf Nachfrage, dass es in ihrer Kindheit in Dorndiel einen Mühlweg gab und ein Bach durch das Dorf floss. Dieser Bach wurde leider in früheren Jahren kanalisiert und ist heute noch unter dem Namen „Adenbergsgraben“ im Osten von Dorndiel zu finden. Er führt jedoch kaum noch Wasser und fließt am Sportplatz vorbei bis zum Biotop „Bruchwiesen von Dorndiel“, wo er in den „Amorbach“ mündet.
Ob dieser Bach jemals genügend Wasser führte, um eine Mühle anzutreiben und was in der Mühle gemahlen wurde, ist mir bis heute nicht bekannt.
Sie erzählte mir auch von einer „Äilemiel“ (Ölmühle), die nördlich des Parkplatzes „Zinzhecke“ gestanden haben soll.
Die Handzeichnung mit den Flurnamen von Herrn Kurt Gärtner zeigt im nördlichen Bereich, wie von Herrn Jakob angefragt, den Flurnamen „Die Linsenäcker“ und einen Linsenweg. Dies könnte auf eine Mühle im Ort hinweisen.
Belege über die tatsächliche Existenz einer Mühle und wie sie angetrieben war, habe ich bisher nicht ermitteln können.
Hier noch eine kurze Zusammenfassung von Herrn Prof. Kurt Gärtner:
"Zur Mühle in Dorndiel hatte ich schon meine Vermutung geäußert, hier noch einmal genauere Referenzen: In der „Dormdiller Güetter-Beschreibung angefangen Im Jahr 1656“ sind unter der nach dem 30jährigen Krieg (1618-48) begonnenen Zusammenstellung nur ein halbes Dutzend Familien mit Besitz eingetragen. Der erste ist ein „Petter Riegel Modo [=genannt] Mül Boll“. Auch der Mühlweg ist schon als Orientierungsbezeichnung mehrfach genannt („beym Müllweg, neben dem Mühllweg“). „Mül Boll ist“ wohl ein Haus-Name und hat vermutlich mit eine Mühle zu tun, die am Mühlgraben, der damals noch Wasser führte, gelegen hat. Die Boll kamen als Einwanderer in die durch den Krieg weitgehend verwüsteten und entvölkerten Dörfer Odenwalddörfer."